KOALA

Zweisprachiges koordiniertes Lernen in der Grundschule KOALA

KOALA ist die Abkürzung für „Koordinierte Alphabetisierung im Anfangsunterricht“.

Da inzwischen KOALA auch im 3. und 4. Schuljahr fortgeführt wird, ist es mehr als eine koordi­nierte Alphabetisierung.

 KOALA bedeutet, dass

  • der Unterricht in der Herkunftssprache und der Regelunterricht inhaltlich und methodisch koordi­niert wird,
  • beide Sprachen Unterrichts- und Erklärsprache sind,
  • die beiden Sprachen strukturiert gegenübergestellt werden (kontrastives Lernen),
  • ein Anstoß für interkulturelles Lernen zwischen den kooperierenden Lehrkräften und den Kindern gegeben wird,
  • die Klassenlehrerin und die Lehrperson für den Herkunftssprachlichen Unterricht miteinander ko­operieren

KOALA zielt

  • auf die Koordinations- und Kooperationsbereitschaft der Lehrkräfte,
  • auf die Einbeziehung der Eltern.

Vorteile für die Kinder, die Herkunftssprachlichen Unterricht erhalten:

  • Sie lernen das Lesen und Schreiben in beiden Sprachen schneller und besser,
  • sie entwickeln Sprachlernstrategien unter Einbeziehung ihrer Familiensprache,
  • sie verstehen die Unterrichtsinhalte durch koordiniertes Lernen besser,
  • sie sind motivierter, am Herkunftssprachlichen Unterricht teilzunehmen,
  • ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt, weil die Familiensprache wichtig genommen wird,
  • sie haben eine gute Basis für das Erlernen weiterer Sprachen,
  • ihre Integration wird gefördert und gestützt.

Vorteile für die ganze Klasse:

  • Die Sprachlernstrategien werden erweitert,
  • Interesse und Freude am Sprachlernen werden geweckt,
  • die Kinder gehen selbstbewusster mit der deutschen Sprache um,
  • alle Kinder werden durch die Teamarbeit der Lehrkräfte besser gefördert,
  • die Kinder gehen offener und respektvoller mit sprachlicher und kultureller Vielfalt um,
  • alle in der Klasse gesprochenen Sprachen werden gewürdigt.

Ziele:

  • Festigung der im Deutschen gelernten Buchstaben und Laute,
  • Sicherung und Entwicklung der Bildungs- und Fachsprache im Deutschen,
  • Sicherung und Entwicklung der Bildungs- und Fachsprache in der Muttersprache,
  • Verbesserung der Schulleistungen und schnellere Integration der Kinder,
  • Stärkung des Selbstbewusstseins der Kinder,
  • interkulturelles Voneinander Lernen

Darum KOALA

„Ich verstehe schneller, wenn meine Türkischlehrerin etwas auf Türkisch erklärt, was ich im Sachunterricht nicht so gut verstehe.“

Ela Sönmez, Schülerin, 2. Schuljahres

 

„Manchmal haben wir sogar zwei Lehrerinnen in der Klasse. Das ist toll, dann werden alle meine Fragen beantwortet.“

Jan Winkel, Schüler, 4. Schuljahr

KOALA kurz erklärt

1. Koala im Unterricht
Vernetzung Regel­unterricht (RU), HSU und DaZ inhaltliche und methodische Abstimmung

  • Teamarbeit der Lehrkräfte
  •  nach Möglichkeit die Themen des RU zuerst im HSU einführen
Unterrichtssprachen und Erklärsprachen

  • im Regelunterricht: Unterrichtssprache Deutsch, Erklärsprache Türkisch
  • im HSU: Unterrichtssprache Türkisch, Erklärsprache Deutsch
Sprachliche Schwerpunkte: Erwerb der Bildungs- und Fachsprache, literarisches Lernen

  • Fachwörter und –sprache des Sachunterrichts auf Plakaten in der Klasse präsentieren; Kinder werden angeleitet, die Fachsprache zu verwenden
  • Zugang zu Literatur und Schriftsprache in beiden Sprachen; Thematisierung der Besonderheiten der Schriftsprache
Kontrastives Sprachlernen

  • vorwiegend im HSU; auch im RU mit allen Kindern als entdeckendes Lernen möglich
Sprachsensibler Unterricht

  • „Vorentlastung“ von SU – Themen oder von Inhalten des  DU im DaZ+HSU
  • Korrektives Feedback…
Einbezug aller in der Klasse vorhandenen Sprachen Rituale

  • Begrüßungen / Verabschiedungen / Geburtstagslieder / Datum / Zählen im Morgenkreis in den vorhandenen Sprachen; hierfür möglicherweise eine „Sprache des Monats“ auswählen
Öffnen der Unterrichtsinhalte in Richtung Mehrsprachigkeit

  • Generatives Schreiben auch in anderen Sprachen
  • Singen und Dichten von Strophen auch in anderen Sprachen…
Material und Einrichtung des Klassenzimmers

  • mehrsprachige (Bilder)Bücher
  • mehrsprachige (Bild)Wörterbücher
  • mehrsprachiger Wortspeicher
Interkulturelles Lernen Öffnung der Inhalte um eine interkulturelle Perspektive

  • z. B. Thema Wasser: Verfügbarkeit und Verbrauch von  Wasser in Deutsch­land und in anderen Ländern
  • z. B. Thema Kartoffeln: Bedeutung der Kartoffel für die  Ernährung in Deutschland und in anderen Ländern; Grundnahrungsmittel in anderen Ländern
  • z. B. Thema Feste: Was und wie wird in den Familien gefeiert?
Schulphilosophie Wertschätzung der Erstsprache als Kompetenz

  • durch Einbezug in den Unterricht, s.o.
  • durch Empfehlung entsprechender HSU – Angebote
Präsentation der Mehrsprachigkeit

  • im Unterricht erarbeitete, mehrsprachig beschriftete Plakate ausstellen
  • auf Festen z. B. Lieder mehrsprachig singen, mehrsprachig vorlesen
  • mehrsprachig  szenisch spielen…
  • Räume etc. der Schule mehrsprachig beschriften…
Andere Sprachen als Deutsch sind im Schulalltag ausdrücklich erwünscht

  • Kinder dürfen sich in der Klasse und auf dem Schulhof selbstverständlich in anderen Sprachen unterhalten (sofern andere Kinder dabei nicht ausge­schlossen werden)
  • Eltern als Experten für andere Sprachen einladen z. B. zum Vorlesen…

 

2. Organisation
Teamarbeit der Regelschul- und HSU – Lehrkraft Koordination und Absprachen bezüglich

  • der Unterrichtsinhalte
  • der Unterrichtsmethoden
  • des Unterrichtsmaterials
  • des Teamteaching
  • der Erklär- und Unterrichtssprachen
  • der Elternarbeit und –information
Voraussetzungen für gelungene Zusammenarbeit

  • gegenseitige Wertschätzung
  • Gleichberechtigung
  • Überzeugung vom Koala – Konzept
  • Arbeitsteilung
  • gemeinsame Vorbereitungszeit
Material und Einrichtung der Koala – Klassen
  • mehrsprachige Beschriftungen von (Wortspeicher-)Plakaten etc.
  • Wörterbücher und Bildwörterbücher in den vorhandenen Sprachen
  • Bilderbücher in den vorhandenen Sprachen
  • CDs mit Liedern in anderen Sprachen…
Organisatorisches allgemein
  • gemeinsame Vorbereitungszeit des Koala – Teams
  • Anzahl der Koala – Team – Stunden
  • Anzahl der HSU – Stunden
  • Konstanz des Teams
  • Unterstützung durch die Schulleitung

 

Evaluation des KOALA-Projektes an Kölner Grundschulen

 Das KOALA-Programm ist an Kölner Grundschulen über die gesamte Grundschulzeit hinweg evaluiert worden unter Lei­tung von Prof. Hans H. Reich (Universität Landau), um die Entwicklung der schriftsprachlichen Fähigkeiten bei zweispra­chigen Kindern im Grund­schulalter in den Blick zu nehmen. Die Ergebnisse kann man nachlesen im Abschlussbericht „Schriftsprachliche Fähigkeiten türkisch – deutscher Grundschülerinnen und Grundschüler in Köln“, Dezember 2011.

Aus den Untersuchungsergebnissen:

  • Vom Unterricht der Erstsprache gehen keinerlei negative Wirkungen auf den Erwerb der Zweitsprache Deutsch aus.
  • Wirkungen von Sprachförderungskonzepten werden meist erst nach einem längeren Zeit­raum sichtbar. Die Qualitätssprünge der Kinder mit KOALA zeigen sich vor allem im 4. Schul­jahr in unterschiedlichen Bereichen.
  • Die sprachlichen Leistungen der Kinder verbessern sich gleichzeitig in der türkischen und deutschen Sprache:

„Der koordinierte Unterricht im Türkischen wirkt sich eindeutig positiv auf die Aneignung der türkischen Schriftsprache aus; es werden Lernerfolge erzielt, die über einen bloßen Transfer aus dem Deutschen weit hinausgehen. Gleichzeitig bleiben die Schülerinnen und Schüler, die diesen Unterricht erhalten, bei keiner Teilfähigkeit und zu keiner Zeit hinter den Deutschleistungen der ausschließlich in der deutsche Sprache geförderten Schülerinnen und Schüler zurück – im Gegenteil sie übertreffen diese im vierten Schuljahr beim Verfas­sen schriftlicher Erzählungen im Deutschen.“

„Insgesamt erreichen die KOALA-Schülerinnen und Schüler einen bemerkenswert hohen Stand ausgewogener Biliteralität.“

  • Zur Verbesserung der türkischen Schriftsprache heisst es:

„Sowohl bei der türkischen Rechtschreibung wie beim Umfang der türkisch geschriebenen Texte kommt es zu einem eindeutigen Vorsprung des KOALA-Konzeptes.“

„Im Türkischen sind die Texte der KOALA-Schülerinnen und Schüler signifikant besser ge­gliedert, umfangreicher, vielfältiger im Wortschatz und syntaktisch anspruchsvoller als die­jenigen der ausschließlich auf Deutsch geförderten Schülerinnen und Schüler.“

  • Zur Verbesserung der deutschen Schriftsprache heisst es:

„Sowohl hinsichtlich der Gliederung und des Umfangs der deutschen Texte als auch hin­sichtlich der Vielfalt der Verben und Adjektive und der komplexen Syntax weisen die KOALA-Schülerinnen und Schüler signifikant bessere Werte auf.“

  • Für die Förderung mehrsprachiger Kinder ist das schulische Klima besonders wichtig. Die Studie ergab, dass die Einstellung der Lehrpersonen zur Mehrsprachigkeit insgesamt in den KOALA-Schulen deutlich positiver war als bei den anderen Förderkonzepten.

Das KOALA-Programm ist an Kölner Grundschulen über die gesamte Grundschulzeit hinweg evaluiert worden unter Lei­tung von Prof. Hans H. Reich (Universität Landau), um die Entwicklung der schriftsprachlichen Fähigkeiten bei zweispra­chigen Kindern im Grund­schulalter in den Blick zu nehmen. Die Ergebnisse kann man nachlesen im Abschlussbericht „Schriftsprachliche Fähigkeiten türkisch – deutscher Grundschülerinnen und Grundschüler in Köln“, Dezember 2011.

Aus den Untersuchungsergebnissen:

  • Vom Unterricht der Erstsprache gehen keinerlei negative Wirkungen auf den Erwerb der Zweitsprache Deutsch aus.
  • Wirkungen von Sprachförderungskonzepten werden meist erst nach einem längeren Zeit­raum sichtbar. Die Qualitätssprünge der Kinder mit KOALA zeigen sich vor allem im 4. Schul­jahr in unterschiedlichen Bereichen.
  • Die sprachlichen Leistungen der Kinder verbessern sich gleichzeitig in der türkischen und deutschen Sprache:

„Der koordinierte Unterricht im Türkischen wirkt sich eindeutig positiv auf die Aneignung der türkischen Schriftsprache aus; es werden Lernerfolge erzielt, die über einen bloßen Transfer aus dem Deutschen weit hinausgehen. Gleichzeitig bleiben die Schülerinnen und Schüler, die diesen Unterricht erhalten, bei keiner Teilfähigkeit und zu keiner Zeit hinter den Deutschleistungen der ausschließlich in der deutsche Sprache geförderten Schülerinnen und Schüler zurück – im Gegenteil sie übertreffen diese im vierten Schuljahr beim Verfas­sen schriftlicher Erzählungen im Deutschen.“

„Insgesamt erreichen die KOALA-Schülerinnen und Schüler einen bemerkenswert hohen Stand ausgewogener Biliteralität.“

  • Zur Verbesserung der türkischen Schriftsprache heisst es:

„Sowohl bei der türkischen Rechtschreibung wie beim Umfang der türkisch geschriebenen Texte kommt es zu einem eindeutigen Vorsprung des KOALA-Konzeptes.“

„Im Türkischen sind die Texte der KOALA-Schülerinnen und Schüler signifikant besser ge­gliedert, umfangreicher, vielfältiger im Wortschatz und syntaktisch anspruchsvoller als die­jenigen der ausschließlich auf Deutsch geförderten Schülerinnen und Schüler.“

  • Zur Verbesserung der deutschen Schriftsprache heisst es:

„Sowohl hinsichtlich der Gliederung und des Umfangs der deutschen Texte als auch hin­sichtlich der Vielfalt der Verben und Adjektive und der komplexen Syntax weisen die KOALA-Schülerinnen und Schüler signifikant bessere Werte auf.“

  • Für die Förderung mehrsprachiger Kinder ist das schulische Klima besonders wichtig. Die Studie ergab, dass die Einstellung der Lehrpersonen zur Mehrsprachigkeit insgesamt in den KOALA-Schulen deutlich positiver war als bei den anderen Förderkonzepten.